Module oder Segmente?

Von Anfang an war klar, dass meine Anlage im Notfall einen Umzug überstehen muss. Deswegen kam der Aufbau einer rein stationären Anlage nicht in Frage. Also muss die Anlage so gebaut werden, dass sie im Ernstfall irgendwie in kleine, transportable Einheiten geteilt werden kann, die einen Transport einzeln überstehen werden.

Bei diesen Überlegungen war mir ein MIBA-Heft mit dem Titel “Module und Segmente” sehr hilfreich. Demzufolge unterscheidet man generell zwischen Modulen und Segmenten wie folgt:

  • Module sind solche Anlagenteile, welche mit festgelegten, oft auch genormten (z. B. FREMO, Nord-Modul) “Anlagenkanten” ausgerüstet sind, was den entscheidenden Vorteil hat, dass aufgrund der Normung eine freizügige Kombination der Module untereinander möglich ist und dadurch Anlagen beliebiger Grösse zusammengestellt werden können.
     
  • Segmente sind solche Anlagenteile, bei denen es keine genormten “Anlagenkanten” gibt, so dass die Zusammenstellung der Segmente zu einer Anlage nur in genau einer (zuvor definierten) Lage möglich ist.

Ein sehr schönes Beispiel für eine aus einzelnen Modulen bestehende private Anlage findet sich hier: Link.

Da ich für die Realisierung meiner Anlage jedoch zahlreiche Ideen gesammelt hatte, die ich unbedingt verwirklichen wollte (z. B. grosszügiger Schattenbahnhof, zweigleisige Hauptstrecke mit abzweigender Nebenstrecke usw.), und die sich nicht mit dem Modulkonzept vereinbaren liessen, war mir schnell klar, dass nur eine Anlage in Segmenten sinnvoll sein könnte. Also beschloss ich bei der nachfolgenden Anlagenplanung, die gesamte Anlage in einzelne Segmente zerlegbar zu gestalten. Grundphilosophie ist dabei, dass die Anlage im Normalzustand nicht getrennt werden soll, so dass sie prinzipiell wie eine stationäre Anlage aussieht, jedoch durch die geschickte Anordnung aus einzelnen Segmenten für den Fall der Fälle mehr oder weniger einfach zerlegt werden kann.

Von der Theorie zur Praxis

Soweit die Theorie. Denkt man aber praktisch weiter, kommt man sehr schnell an einige Problempunkte, deren Lösung für die Planung und Realisierung der Anlage von entscheidender Bedeutung ist:

1. Wie realisiert man bei einer Anlage aus einzelnen Segmenten die Gleisübergänge zwischen zwei Segmenten im sichtbaren Bereich, so dass die Anlage im Ernstfall getrennt werden kann?

2. Wie realisiert man bei einer Anlage aus einzelnen Segmenten die Gleisübergänge zwischen zwei Segmenten im unsichtbaren Bereich, d. h. vor allem im Bereich von Schattenbahnhöfen, so dass die Anlage im Ernstfall getrennt werden kann?

3. Wie gestaltet man das Gelände, so dass die Anlagensegmente später ohne grössere Schäden getrennt werden können?

4. Wie geht man damit um, wenn aufgrund der Topologie der geplanten Anlage nicht nur einfache Gleisstücke, sondern gar Weichen über den Segmentkanten zu liegen kommen?

Man sieht, keine einfachen Fragen! Nach umfangreichen Recherchen in Büchern und im Internet habe ich für mich folgende Problemlösungen gefunden:

Zur 2. Frage:

Ich fange absichtlich mit der 2. Frage an! Im unsichtbaren Bereich wird wie folgt vorgegangen: alle Gleise werden auf Korkunterlagen fixiert - mit Ausnahme der Gleisstücke, welche direkt über der Segmentkante zu liegen kommen. Diese Gleisstücke werden nicht fixiert und durch die rechts und links angrenzenden Gleisstücke gehalten. Ergebnis: im Notfall muss keines der unterirdischen Gleise mit Gewalt gelöst oder gar mit der Trennscheibe zerteilt werden, sondern die Segmente lassen sich einfach auseinanderziehen, und das “freie” Gleisstück wird anschliessend entnommen und beim späteren Wieder-Zusammenbau einfach wieder eingefügt.

Zur 1. Frage:

Im sichtbaren Bereich wird genau so vorgegangen, wie im unsichtbaren Bereich - jedoch ergibt sich hier wegen der vorgesehenen Einschotterung der Gleise ein zusätzliches Problem. Dies rührt daher, dass das für die Einschotterung vorgesehene Wasser-Weißleim-Spülmittel-Gemisch nach dem Austrocknen steinhart wird. Daher ergeben sich hier beim Trennen der Segmente zwei Möglichkeiten: entweder, man trennt die Gleise vorsichtig mit einer Trennscheibe, wobei man hier gleich das Schotterbett mit auftrennt, oder man verzichtet darauf, zieht die Segmente vorsichtig auseinander und nimmt dabei in Kauf, dass zwar die Gleise sich definiert trennen lassen (nämlich dort, wo sie ohnehin zusammengesteckt sind), nicht jedoch das Schotterbett, was dazu führt, dass beim anschliessenden Wieder-Zusammenbau der Anlage das Schotterbett ausgebessert werden muss.

Zur 3. Frage

Diese Frage ist relativ leicht zu beantworten: jedes Segment besteht aus einem Grundrahmen und der Aufbau aus einzelnen Spanten. Beim Zusammenstellen der Segmente treffen so immer zwei gleichartige Spanten, mithin zwei gleiche Anlagenformen aufeinander. Die Geländeform wird mittels Fliegengitter hergestellt, wobei dieses natürlich nicht über eine Segmentkante hinausragen darf. Jedoch wird die oberste Geländehaut, die z. B. aus Gips oder aus Gipsbinden hergestellt wird, erst nach dem Zusammenstellen und gegenseitigen Befestigen der einzelnen Segmente hergestellt, und zwar durchgängig über die Segmentkanten hinweg. Dadurch entsteht der Eindruck einer stationären Anlage. Im Ernstfall braucht man jedoch lediglich ein scharfes Bastelmesser und eine ruhige Hand, um die Geländehaut an der vorgesehenen Stelle vorsichtig aufzutrennen und damit die Segmente auseinanderziehen zu können. Klar ist, dass Gebäude o. ä., die über solchen Segmentkanten zu stehen kommen, vorher einfach entfernt werden müssen.

Zur 4. Frage:

Dies ist ohne Zweifel der komplizierteste Fall. Bisher ist mir keine andere Lösung eingefallen, als die unter 2. beschriebene. Schlimmsten Falles muss ich in Kauf nehmen, dass die Weiche den Trennvorgang nicht übersteht, und beim Wieder-Zusammenbau eine neue Weiche einsetzen. Doch das ist immer noch die bessere Lösung, als eine stationäre Anlage wegen eines Umzuges insgesamt abreissen zu müssen...

Die vorangegangenen Überlegungen lassen sich auch dann in die Tat umsetzen, wenn bei der Gleisverlegung überwiegend entsprechend lange Flexgleise zum Einsatz kommen sollen. Hiebei ist lediglich zu beachten, dass das Flexgleis nicht über die “Segmentgrenze” hinweg verlegt werden kann. Direkt auf der “Segmentgrenze” wird ein kurzes gerades Gleisstück eingebaut, davor und dahinter können (entsprechend fixierte) Flexgleise verwendet werden!

Das alles ist - zugegebenermassen - noch pure Theorie. Selbstverständlich werde ich im weiteren Verlauf der praktischen Arbeiten beim Aufbau meiner Modellbahn über die praktische Realisierung hierzu berichten!

Letztes Update: 2.12.2013

 

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